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VIELFALT ERHALTEN – ZUKUNFT SÄEN!

Samenfeste Sorten sind erhaltenswertes Kulturgut.

Samenfeste Gemüsesorten werden heutzutage mehr und mehr durch Hybridzüchtungen verdrängt. So sind in den letzten Jahrzehnten bereits 75% aller Nutzpflanzensorten durch den Anbau von Hybriden verloren gegangen [3]. Dabei geht reproduzierbares Saatgut aus Jahrhunderten der Kultivierung verloren, wodurch nicht nur die Sortenvielfalt, sondern auch die Unabhängigkeit von Erzeugern gefährdet wird.

Samenfestes Saatgut

Viele die sich mit Gemüseanbau beschäftigen oder selbst ein Beet im Garten bestellen, haben den Begriff „samenfestes Saatgut“ sicher schon einmal gehört. Samenfeste Sorten entstehen, wenn bestimmte Pflanzen über mehrere Generationen miteinander klassisch gekreuzt werden. Dabei werden die Pflanzen der Elterngeneration nach bestimmten ähnlichen Merkmalen (z.B. dunklere Farbe) selektiert, sodass dieses Merkmal an die Nachkommen weitergegeben wird. Entscheidend ist, dass die folgenden Tochtergenerationen fruchtbar bleiben und die Samen erneut ausgesät werden können. Über die Zeit entsteht eine Vielfalt an Kulturpflanzen mit Sorten die besonders an ihren Standort angepasst und robust sind.

Hybridsorten

Im Gegensatz dazu stehen Hybridsorten. Um Hybridsorten zu erhalten, werden zunächst Elternlinien über Generationen hinweg durch künstliche Selbstbefruchtung reinerbig gemacht. Das bedeutet, dass das Gen zu einem bestimmten Merkmal (z.B. Fruchtfarbe) dann nur noch in einer Variante in den Pflanzen dieser Linie vorkommt. Anschließend werden zwei solche reinerbigen Elternlinien (z.B. eine Linie mit großen Früchten und eine mit dunklen Früchten) miteinander gekreuzt. So entstehen Hybridpflanzen der ersten Tochtergeneration (F1), die sowohl große wie auch besonders dunkle Früchte hervorbringen. Jedoch gehen diese Eigenschaften schon in der darauffolgenden zweiten Tochtergeneration (F2), die aus dem Hybridsamen entstanden sind, verloren und man erhält nur noch einen unvorhersehbaren Mix aus kleinen, großen, und krummen Früchten. Oft entstehen auch gar keine Früchte mehr. Zwar sind die Hybridpflanzen der F1 Generation oft ertragreicher, einheitlicher und somit besser vermarktbar, jedoch zu Kosten der Fruchtbarkeit. Der Erzeuger ist somit darauf angewiesen jedes Jahr neue Samen zu kaufen und ist von Saatgutpreisen des Weltmarktes abhängig. Auch im ökologischen Landbau sind Hybridsorten verbreitet. Im Handel könnte die Kennzeichnung „F1“ neben dem Sortennamen helfen Früchte aus Hybridzüchtungen zu erkennen und würde dem Verbraucher eine bewusste Kaufentscheidung ermöglichen.

Warum samenfeste Sorten?

Dem Erhalt samenfester Sorten widmen sich mit großem Aufwand verschiedene Saatgutinitiativen wie z.B. www.kultursaat.org und oft auch private Züchter. Im Hinblick auf zukünftige klimatische Herausforderungen bieten samenfeste Sorten auf Grund ihrer genetischen Vielfalt und Resilienz eine gute Möglichkeit Ernährungssouveränität und die Unabhängigkeit der Erzeuger zu erhalten und sind deswegen besonders erhaltenswert.

Textquellen:

[1] https://www.kultursaat.org/pdf/biohandel08.pdf (27.04.2022)

[2] https://orgprints.org/id/eprint/2245/1/2245-hagel-i-2001-hybrid-le.pdf (27.04.2022)

[3] https://www.bioladen.de/samenfest (27.04.2022)

[4] https://shop.garten-des-lebens.de/samenfestes-saatgut/?p=1 (27.04.2022)

[5] https://blog.bingenheimersaatgut.de/samenfest-eine-begriffserklaerung (27.04.2022)

Veröffentlicht in der Ausgabe Soligurke   Juni 2022.